Sonntag, November 23, 2014

CfP AG Kulinarische Ethnologie - DGV Tagung 2015



Call for Paper
Ernährungskulturen in der Krise. Authentizität und Krise in der kulinarischen Ethnologie
Workshop der AG Kulinarische Ethnologie
auf DGV-Tagung 2015
Krisen. Re-Formationen von Leben, Macht und Welt
30.9. – 3.10.2015 an der Philipps-Universität Marburg

Versteht man Krisen als Infragestellungen oder Umbrüche bestehender Werte oder Wertsysteme, kann man gleichsam von Krisen kulturspezifischer Küchen oder Ernährungsweisen sprechen. Unabhängig von den Ursachen, verlangen solche Krisen danach, gewohnte Diätiken und Ernährungsregime neu zu verhandeln. Dabei ist ein bis zur Widersprüchlichkeit reichender Pluralismus keine Seltenheit, der nicht zuletzt in der Verunsicherung darüber fußt, wie man sich richtig ernähren soll. Doch wie und wer entscheidet darüber? Wie werden in diesem Kontext Infragestellungen und Umbrüche jenseits gesundheitlicher und gesellschaftspolitischer Kontexte diskursiviert? Welche Rolle spielen Veränderungen von Körperkonzeptionen, die für Ernährungskulturen von zentraler Bedeutung sind? Worauf bezieht sich „Krise“ im Bereich des Kulinarischen überhaupt? Um welche Krise von was geht es?

Wie im Bereich der Musik oder bildenden Künste spielt auch im Kontext von kulinarischen Transformationsprozessen der Begriff der Authentizität eine zentrale Rolle. Folgt man Arjun Appadurais Essay „On Culinary Authenticity“ (1986), manifestieren sich im Begriff der kulinarischen Authentizität normative Vorstellungen. Er stellt jedoch fest, dass es sich um ein etisches Problem, nämlich den Zweifel an der Echtheit bzw. Ungebrochenheit einer fremden kulinarischen Tradition handelt. Als Problem trete Authentizität sodann erst im Kontext von bereits stattgefundenen Veränderungen auf. Kulinarische Authentizität, traditionelle Küche und richtige Ernährung existieren demnach nur in der Retrospektive, d.h. scheinbar erst aus dem Moment der Krise heraus.

Der Workshop befasst sich mit Forschungsarbeiten, die diesen Zusammenhang von Authentizität und soziokulturellen wie gesellschaftspolitischen Transformationsprozessen betreffen.

Wenn Sie sich für einen Vortrag bewerben wollen, schicken Sie bitte bis spätestens 15.2.2015 sowohl einen Abstract mit maximal 1.200 Zeichen (inkl. Leerzeichen) als auch eine Kurzversion von nicht mehr als 300 Zeichen (inkl. Leerzeichen) direkt an kofahl@apek-consult.de

Daniel Kofahl     Bettina Mann    Sebastian Schellhaas
Sprecher/-innen der AG Kulinarische Ethnologie (DGV)


Sonntag, Mai 18, 2014

Gründung der FIAN Lokalgruppe Zürich

Liebe Freundinnen und Freunde von FIAN, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter für das Menschenrecht auf Nahrung,

die Ernährungssituation ist in weiten Teilen der Welt noch immer dramatisch. Über 840 Millionen Menschen auf der Welt haben nicht genug zu essen. Zwar ist die Zahl der Hungernden seit 1990 um 170 Millionen zurückgegangen, doch das Millenniumsziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, wird nicht erreicht werden. Zudem tritt auch in den wohlhabenden Industrienationen aufgrund von wachsenden sozialen Ungleichheiten immer wieder das Phänomen des hidden hungers auf, bei dem sozial und kulturell ausgegrenzte Menschen an Ernährungsarmut leiden. 

FIAN engagiert sich als internationale Menschenrechtsorganisation dafür, dass alle Menschen frei von Hunger in Würde leben und sich selbst ernähren können. Mit einer Lokalgruppe von FIAN in Zürich wollen wir diese Arbeit in Zukunft engagiert unterstützen.

Darum laden wir alle Interessierten herzlich zu einem ersten Koordinierungstreffen ein. Es wird dabei um die Fragen gehen:
  • Was können wir konkret hier in der Schweiz tun, um mit dem Recht auf Nahrung gegen Hunger und Entwürdigung im Globalen Süden anzugehen? Was sind die Stossrichtungen von FIAN Schweiz?
  • Was für Möglichkeiten des persönlichen Engagements sind im Rahmen von FIAN Schweiz denkbar?
  • Was haben die TeilnehmerInnen selbst für Ideen und Möglichkeiten?
Dabei wollen wir unser weiteres gemeinsames Vorgehen besprechen. Gerne beantworten wir auch alle weiteren Fragen zu FIAN International, FIAN Schweiz und zum Recht auf Nahrung.

Das Treffen wird an einem Freitag Abend um 18 Uhr im Regionalbüro an der Quellenstrasse 31 in Zürich stattfinden. Es stehen folgende Daten zur Auswahl:
  • 30. Mai
  • 6. Juni
  • 13. Juni
Bitte teilt mit einem Mail an kontakt@fian-ch.org bis am Donnerstag, 22. Mai mit, an welchen Daten es Euch geht, damit wir das bestmögliche Datum festlegen können. Wir freuen uns auf Euch!

Mit den besten Grüssen

Michael Nanz, Regionalbüro Deutschschweiz
Daniel Kofahl, FIAN-Multiplikator

Mehr Infos zu FIAN-Schweiz hier und zu FIAN bei Wikipedia gibt es hier


Mittwoch, April 23, 2014

CfP Hedonistische Routinen und die Lust an der Krise - Ad-Hoc Gruppe Soziologiekongress 2014 (Trier)


Call for Paper

Hedonistische Routinen und die Lust an der Krise – Soziologische Perspektiven auf Genuss und Glück in der Gegenwartsgesellschaft

Ad-hoc-Gruppe auf dem 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
Trier, 6.-10. Oktober 2014

Organisatoren: Daniel Kofahl und Benjamin Berend

Laut den Sinus-Milieus gibt es ein Hedonistisches Milieu, das etwa 15 Prozent der in Deutschland lebenden Bevölkerung ausmacht. Zum überwiegenden Teil scheint es sich bei diesem genussorientierten Milieu jedoch um ein Phänomen der Unterschicht oder der unteren Mittelschicht zu handeln. Ist Genussorientierung als zentrales Lebensmotiv also etwas, das sich erst in der auf Dauer eingerichteten Krisenhaftigkeit der eigenen Lebenssituation etablieren kann? 

Diese These ist fraglos nur dann haltbar, wenn eine sehr spezifische Genusstheorie zum Einsatz kommt, welche Hedonismus auf die Form eines eindimensionalen Eudämonismus reduziert (Marcuse). Doch warum geschieht dies nicht nur in den von Sinus konstruierten Lebensstilmilieus, sondern vielfach auch an anderen Stellen im Diskurs über Glück und Lust? Obwohl unterschiedlichste, auch sozialphilosophische Hedonismustheorien ausgearbeitet wurden (von John Stuart Mill über Herbert Marcuse bis hin zu Michel Onfray) ist zwar die Glücks- und Lustsuche als ein sinnkonstituierendes Moment der Lebensführung in der Moderne anerkannt, eine zu starke Fokussierung darauf oder die dauerhafte Glück- und Lusterfüllung gilt jedoch als verdächtig (Pfaller). Wer – scheinbar – fortwährendes Glück und dauerhafte Lust gefunden hat oder als zentralen Lebensinhalt postuliert, scheint entweder nicht den nötigen Ernst aufzubringen, der die Lebensstilkonzepte der höheren Schichten kennzeichnet (Schulze), oder die Krisenhaftigkeit der modernen Weltrisikogesellschaft (Beck) nicht angemessen zu reflektieren. 

Gleichzeitig gibt es jedoch auch organisierte Glücks- und Lustausbrüche aus dem ansonsten stark von Berufsorientierung und individueller Selbstverwertung geprägten Alltag, der eine Form moderner Askese einfordert (Weber). In wiederkehrenden Routinen – am Wochenende, an Karneval, auf Festivals, bei rituellen Festlichkeiten etc. – bestehen Möglichkeiten eines teilweise auch exzessiven Genusserlebens. Diese Genussausbrüche sind gefolgt von Krisenroutinen, bspw. wenn es darum geht mit den Nachwirkungen des paradoxerweise ebenso routinierten, aber dennoch außeralltäglichen Exzesses seinen Weg in den gänzlich anderen Alltag zu finden. Es ist davon auszugehen, dass unterschiedliche Kulturen der Gegenwartsgesellschaft ein ausdifferenziertes Spektrum an Handlungsschemata und Praktiken zur Verfügung stellen, um diesen Switch sozial zu organisieren. 

Im Anschluss an diese Problemperspektiven soll in Vorträgen der Ad-Hoc Gruppe diskutiert werden, wie sich die Gesellschaft auf die Routinen und Krisen von sozialen wie auch persönlichen Genuss- und Glückserfahrungen strukturell einzustellen vermag und welche Perspektiven die Soziologie für die Beobachtung von Glück, Genuss und Lust in der Gegenwartsgesellschaft bereit hält. Hieran schließen sich analytische Fragen an. So wäre etwa zu diskutieren, ob sich in einer Vielzahl nebeneinander existierender Glücks- und Lustpartikularitäten eine hedonistische Komplexität ausdrückt oder ob die moderne Gesellschaft einen Diskurs über hedonistische Praktiken als Potential für eine in die Zukunft gerichtete Selbstbeschreibung fruchtbar machen könnte. 

Um thematisch eine gewisse Eingrenzung des Feldes zu erreichen, sollen zuvorderst ernährungs- und bildungssoziologische Beiträge eingeworben werden. Die Bereiche Ernährung und Bildung spiegeln in mannigfaltiger Hinsicht Spannungsfelder wie Genuss und Askese, Lust und Pflicht oder schlicht Glück und Krise wider. 

An einem der Themenbereiche und an einem Vortrag Interessierte bitten wir, bis spätestens 9. Mai 2014 einen Abstract (max. 1500 Zeichen) per Mail an die Organisatoren der Ad-Hoc-Gruppe einzureichen. Über die Annahme wird zeitnah entschieden.

Dipl.-Soz. Daniel Kofahl
Büro für Agrarpolitik und Ernährungskultur - APEK
Gelsterstr. 8
37213 Witzenhausen
Tel.: 05542 9690490
Kofahl@APEK-Consult.de

Benjamin Berend, Wiss. Ma.
Universität Trier
FB I: Bildungswissenschaften
Lehrstuhl für empirische Lehr-Lern-Forschung und Didaktik
Universitätsring 15
54296 Trier
Tel: 0651 201 4734
berend@uni-trier.de

(Das Goldene Zeitalter, Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, um 1530)

Dienstag, März 18, 2014

CfP "Kulinarische Widersprüche" - Workshop der AG Kulinarische Ethnologie


AG Kulinarische Ethnologie
Kontakt: Daniel Kofahl
Gelsterstr. 8
37213 Witzenhausen
E-Mail: Kofahl@APEK-Consult.de


CALL FOR PAPERS
zum Workshop der
AG Kulinarische Ethnologie
in der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde (DGV)

Kulinarische Widersprüche
Ethnologische Perspektiven auf Ernährungspluralismus

Universität Kassel-Witzenhausen
11. und 12. September 2014

Bei der sozial- und kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Ernährungskulturen begegnet man auf verschiedenen Ebenen Widersprüchen. Versucht man etwa das Kulinarische der globalen Gegenwartskultur zu beobachten und zu beschreiben, stößt man auf Standardisierungstrends, die in unterschiedlichsten Regionen der Welt die Etablierung sehr ähnlicher Ernährungspraktiken evozieren. Dabei sind es nicht nur die Bestrebungen der Agrar- und Lebensmittelindustrie sowie der Systemgastronomie, einen weltweiten Markt für nahezu die gleichen Produkte und Konsumhandlungen auf- und auszubauen, deren Kräfte hier als ¨great culinary leveler¨ walten. Es sind gleichermaßen internationale wie transnationale Absprachen und Synchronisierungstendenzen im Lebensmittelrecht und der Nahrungspolitik, die sowohl Ursache als auch Ausdruck jener Standardisierungstrends globaler Ernährungskultur sind.
Auf der anderen Seite, und ohne die Faktizität dieser Prozesse in Abrede zu stellen, lässt sich die fortwährende Diversifizierung alltäglicher Ernährungspraxis in lokalen Kontexten und ausdifferenzierten Netzwerken kulinarischer Akteure nur schwer von der Hand weisen. Entgegen dem prophezeiten Verschwinden traditioneller Esspraktiken zeichnen sozial- und kulturwissenschaftliche Forschungen vielmehr ein anderes Bild. Unter anderem werden diese Praktiken etwa in Form eines modernen Neotraditionalismus explizit erinnert und reaktualisiert - bspw. in indigenen Restaurants, Kochshows und -büchern, ökonomisch oder gesundheitlich motivierten Entwicklungsprojekten sowie in Gestalt der Schlachtrufe selbsternannter Kosmopoliten: „Farm-to-fork! Snout-to-tail!". Zugleich fällt die kreative Hervorbringung neuer Ernährungsmuster und  Essgewohnheiten ins Auge, die einen unweigerlich an Lévi-Srauss´ ¨kulturellen Bastler¨ denken lässt.
Indem die Kreativität des kulturellen Bastlers oder die Revitalisierung kulinarischer Traditionen sich letztlich als Widersprüche zum scheinbar Normalen des kulinarischen Alltags oder zum vermeintlich geltenden kulinarischen Standard abheben, werfen beide die Frage der Kontinuität bzw. der Identität von Ernährungskulturen selbst auf. Die unausweichliche Präsenz widersprüchlicher Verhältnisse vor dem Hintergrund einer globalisierten Welt, lässt dann keinen Zweifel mehr an der exponentiellen Vermehrung des Perspektivenpluralismus auf mögliche Ess- und Trinkpraktiken.
Widersprüche in Bezug auf Ernährung und auf das Kulinarische finden sich drittens noch in einer weiteren, existenziellen Hinsicht: Die sozialen Ungleichheiten zwischen verschiedenen sozialen Gruppen und auch zwischen unterschiedlichen Weltregionen in Bezug auf den Zugang zu Lebensmitteln nehmen, trotz weiterhin bestehender Überschüsse an Nahrungsmitteln im globalen Maßstab, weiter zu. Offener oder versteckter Hunger sowie  Probleme der kulinarischen Teilhabe am sozialen Leben relevanter Gesellschafts- und Gemeinschaftskontexte offenbaren eklatante politökonomische Widersprüche, die auch diachron betrachtet den Anschein eines systemischen Charakters für das globale Zusammenleben besitzen.
Der Workshop bietet die Möglichkeit, Beiträge zu drei thematischen Bereichen vorzustellen und zu diskutieren.
1.       Beiträge zur Theorie der Erforschung von Ernährungskultur
In einem ersten Schritt soll der Versuch unternommen werden, ein theoretisches, methodisches beziehungsweise methodologisches Instrumentarium kulinarischer Ethnologie zu entwickeln, das in seinem Aufbau und seinen Möglichkeiten den Ansprüchen und Erfordernissen der pluralistischen Ernährung und des komplexen Kulinarischen in der widerspruchsvollen Realität der Gegenwart angemessen ist.

2.       Empirische und historische Fallbeispiele sowie komparative Studien zu Widersprüchen der Ernährungskultur

Im Weiteren sollen ernährungsrelevante und kulinarische Widersprüche, die sich in Folge ethnologischer Forschungen offenbart haben, anhand von empirischen Beispielen aufgezeigt und als exemplarische Anhaltspunkte für weitere Analysen aufbereitet werden.

3.       Ethnologische Analysen zu materiellen und politischen Asymmetrien (globaler) Ernährungskultur

Im dritten Abschnitt sollen einzelne Problemfelder der kulinarischen Teilhabe an Gesellschaft unter ethnologischen Gesichtspunkten dargestellt werden. Hierbei soll zudem die Frage diskutiert werden, inwiefern es Aufgabe der kulinarischen Ethnologie sein kann, bei der Lösung oder Bearbeitung der Problematik kulinarischer Teilhabe, kritische Beiträge zu leisten und normative Aussagen zu formulieren oder ob stattdessen einer rein analytisch-deskriptiven Position der Vorzug zu geben ist.

An einem der drei Themenbereiche und an einem Vortrag Interessierte bitten wir, bis Ende Mai 2014 einen Abstract (max. 2000 Zeichen) einzureichen (per Mail an Kofahl@APEK-Consult.de). Über die Annahme zum Workshop wird zeitnah entschieden.
Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Kofahl     Bettina Mann    Sebastian Schellhaas
    (SprecherInnen der AG Kulinarische Ethnologie)